Da mir so viele Personen den kleine Ort Samaipata ans Herz gelegt haben, kann ich nicht nicht hinfahren.
Die Nachtbusfahrt gleicht einem Höllenritt: Statt der anberaumten 11 Stunden werde ich nach 8 Stunden aus dem Bus komplimentiert – um zwei Uhr früh stehe ich an einer Staubstraße vor einer Tankstelle und mache mich mit Hilfe von Google Maps zu Fuß auf den Weg ins Dorf.
Auch die Person im Hostel ist über meine verfrühte Ankunft nicht allzu erfreut, bietet mir aber zum halben Preis noch ein Bett für den Rest der Nacht an. Ich nehme dankend an und drehe um 2:30 Uhr ich das Licht ab.
El Fuerte
Die Hauptattraktion von Samaipata ist El Fuerte, eine ehemalige Inkasiedlung auf einem Hügel nahe des Ortes. Das nehme ich mir gleich für den ersten Tag vor. Im Museum im Ort kaufe ich mein Ticket (BOB 50), das neben dem Eintritt zum Fort auch den Museumseintritt und einen kurzen Film über El Fuerte beinhaltet.
Danach geht es per Motorradtaxi (BOB 20) die ca 10 km zur Anlage, wo ich feststelle, wie lange ich schon keine Bäume mehr gesehen hatte, waren wir die letzten Wochen doch ausschließlich in Wüstengegenden unterwegs.

Ich brauche gut zwei Stunden, um den Rundweg zu allen Sehenswürdigkeiten zu vollenden. Besonders sticht hier ein riesiger Monolith hervor, in dessen Oberfläche die Inkas stilisierte Tiere (Jaguar, Puma, Schlange) gearbeitet haben, und der zeremonielle Zwecke erfüllte. Daneben gibt es noch Wohnanlagen (der Inka und später Spanier) und ein tiefes Loch, dessen Nutzen unklar ist.


Zurück in den Ort gehe ich zu Fuß, nach der Busfahrt benötige ich erst mal Auslauf.
Am Abend schaffe ich es noch, für den kommenden Tag einen Ausflug in den Amboró Nationalpark zu buchen.
Amboró Nationalpark
Der Amboró Nationalpark befindet sich an der Grenze zwischen Chaco, Amazonas und Anden. Dieses einzigartige Ökosystem bietet vielen seltenen Tierarten ein Zuhause, die andernorts bereits komplett oder beinahe ausgestorben sind.

Unsere Wanderung führt uns in vier Stunden von Urwald durch Farnwald bis zum Andean Cloud Forest. Neben bis zu 8 Meter hohen Farnen und kleinen Wasserfällen steigen wir auf, bis wir einen Grad erreichen, an dem wir eine Zeit lang entlang wandern. Hier finden wir unseren Platz für‘s Mittagessen: einen Felsvorsprung mit fantastischem Panorama.




Von dort aus erreichen wir nach einer knappen Stunde „Waldbaden“ wieder den Jeep, der uns zurück nach Samaipata bringt.
Was ich während der kompletten Wanderung vermisse, sind Tiere. Es sind kaum Vögel zu hören, ab und zu summt eine Biene oder ein Schmetterling fliegt vorbei. Im Schlamm sehen wir Spuren einer Bergkatze, also muss es hier wohl Tiere geben, aber wo sind sie? Irgendwie hatte ich mir den Amazonas „belebter“ vorgestellt (und der Ausflug war auch anders beworben worden).

Beim nächsten Mal würde ich unbedingt noch eine Wanderung zum Codo de los Andes machen. Die Bilder, die ich – leider zu spät – von diesem Ort gesehen habe, waren fantastisch.
Refugio Jacha-Inti
Mein Bus zurück nach Sucre soll erst um ca 21:30 Uhr abfahren, daher habe ich noch einen kompletten Tag zur Verfügung.
Den Vormittag verbringe ich im Refugio de Fauna Silvestre Jacha-Inti, einem Auffangzentrum für Tiere, die als illegale Haustiere gehalten wurden oder – ebenfalls illegal – ins Ausland gebracht werden sollten. Wild Animal Trafficking stellt ein großes Problem in Bolivien dar, da wohl ein Teil der Verantwortlichen für den richtigen Geldbetrag gerne wegsieht. Da diese Tiere alle über längere Zeit in Kontakt mit Menschen waren, können sie nicht mehr ausgewildert werden.
In dieser Anlage leben verschiedenste Papageienarten, Tukane, Eulen, Affen, Wildkatzen, ca 30 Schildkröten, Hasen, Ratten – und ein Schwein. Sie sind teilweise in Käfigen untergebracht, teilweise dürfen sie untertags frei herumlaufen und werden nur in der Nacht eingesperrt. Das Schwein spürt wohl, dass von mir keine Gefahr ausgeht, und kommt gleich angetrottet. Sobald ich beginne, es zu streicheln, wird es immer schiefer, bis es auf die Seite plumpst – bitte Bauch kraulen! Danach sind wir beste Freunde und es folgt mir für den Rest meines Besuchs wie ein Hund.


Die großen Aviarien dürfen betreten werden, solange man die Tiere nicht stört, auch der Bereich mit den Alpakas, die mich keines Blickes würdigen.



Gegen Ende meines Besuchs wird ein weiterer „Freigänger“ auf mich aufmerksam: Ein schwarzes Äffchen pirscht sich an mich heran und will mein Bein gar nicht mehr loslassen.




Workshop Traditionelle Medizin
Irgendwann gelingt es mir dann doch, seine Fingerchen und den Greifschwanz von mir zu schälen und zurück ins Dorf zu spazieren.
Beim Frühstück im Hostel machte mich nämlich jemand auf einen Workshop zum Thema Traditionelle Medizin aufmerksam, der in einem Café stattfinden sollte. Für BOB 70 (umgerechnet kaum EUR 10) denke ich mir, könne nichts schief gehen. Wie wahr!
Sol, die Besitzerin des Café Tango, in dem ich am ersten Tag so köstlich gegessen hatte, beginnt mit ca. einer Stunde Theorie zum Thema „Warum überhaupt Traditionelle Medizin?“ und zieht als Beispiel die vielen Nutzen von Löwenzahn und Rosmarin heran. Sie erklärt, welche Teile der Pflanze gegen welche Leiden zu nutzen seien und wie leicht es sei, an diese zu kommen – „einfach beim Spazierengehen pflücken“.

Die restlichen drei Stunden verbringen wir im Freien, verschiedenen Pflanzen bestimmend, während Sol uns genau darlegt, wie diese Pflanzen zu verwenden wären. Wir werden aufgefordert, jedes Blatt zu riechen, um uns später an den Geruch zu erinnern, da der Geruchssinn wohl am stärksten mit unseren Erinnerungen verknüpft ist.
Endpunkt ist der großzügig angelegte Garten der Finca La Vispera, dessen Kräuter, Obstbäume und Gemüsepflanzen uns anschaulich erklärt werden.

Zurück nach Sucre
Die Rückfahrt – zum selben Preis, aber in einem wesentlich einfacheren Bus – verläuft übrigens genauso rasant wie die Hinfahrt. Anstatt um 8:30 Uhr erreiche ich Sucre um 6:00 Uhr früh…
Reiseinfos
- Busfahrt: Pro Richtung BOB 100 (Hinfahrt mit Emperador, Rückfahrt mit Tupiza). Da Samaipata an der Straße zwischen Sucre und Santa Cruz liegt, ist die Strecke gut befahren. Es gibt ausschließlich Nachtbusse, vom Preis lässt sich einigermaßen auf den zu erwartenden Komfort schließen.
- Unterkunft: Hostal Samaipata direkt im Ort. Mit DIESEM LINK bekommst du bis zu EUR 15 Rabatt auf deine nächste Buchung.
- Lonely Planet Bolivia
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