Mit Juanita möchten wir die Orte besuchen, die mit öffentlichem Verkehr nicht zu erreichen sind und haben uns den Pumalín Nationalpark als erstes Ziel vorgenommen.
Von unserem Stellplatz in Rio Puelo (übrigens der Abfluss des Lago Puelo in Argentinien, von dem wir euch HIER erzählt haben) folgen wir der – einzigen – Straße weiter. Und weiter. Und weiter. Unser Ziel ist Hornopirén, wo die Straße endet und die Carretera Austral per Fähre weitergeht.
Fährfahrt nach Caleta Gonzalo
Wir haben Glück: Obwohl wir den Fahrplan nicht kennen und keine Tickets reserviert haben, bekommen wir Plätze für uns und Juanita auf dem in weniger als einer Stunde ablegenden Schiff nach Caleta Gonzalo.
Als wir uns zum Boarding in die Schlange der Fahrzeuge einreihen, spricht uns ein junger Herr asiatischer Herkunft an: Ob wir sein Fahrrad im Innenraum verstauen könnten, damit er nur für seine Überfahrt zahle und nicht extra noch ein Velo-Ticket lösen müsse. Wir packen den Drahtesel ein, während wir mit dem Burschen ins Gespräch kommen.

Ja, er sei schon eine Weile unterwegs. Seit 3 Jahren. Wo er gestartet sei? In Alaska. Es sei jetzt ja nicht mehr weit bis zum Ende der Straße in Villa O’Higgins. Ja, jetzt freue er sich schön langsam auf zu Hause. Aber dort halte er es nicht lange aus und würde wohl bald wieder losradeln, sobald er genug Geld erarbeitet habe. Durch Tibet sei er schon gefahren, aber vielleicht nach Europa? Uns stehen die Münder offen (HIER findet ihr seine Website).


Mehrere Stunden dauert die Passage und langweilig wird es uns nicht. Während Alice im Windschatten in der sitzt, die gewaltige Aussicht bis hin zu den Vulkanen Osorno und Calbuco (POST ZU PUERTO VARAS) genießt und dem Schwarzbrauenalbatros beim Segeln zusieht, ruht sich Alfred unter Deck aus.
Pumalín Nationalpark
Ein paar Worte, wohin wir jetzt fahren: Das Projekt Pumalín 1991 von Douglas Tompkins gestartet, einem US-Amerikaner, der davor die Marken The North Face und Esprit gegründet und verkauft hatte. Er begann, sukzessive Land im Chilenischen Patagonien aufzukaufen, um dessen Schönheit und Unberührtheit zu bewahren und es zu schützen. So entstanden über viele Jahre riesige Flächen, die erst in zwei Nationalparks überführt wurden, den Pumalín Douglas Tompkins Nationalpark und den Patagonia Nationalpark, und schließlich 2019 komplett dem Staat Chile übergeben wurden. Insgesamt handelt es sich um mehr als 6.070 km².
Douglas Tomkins ist im Dezember 2015 nach einem Kajakunfall in Chile an Unterkühlung verstorben. Er sollte als Vorbild für wohlhabende Menschen auf der ganzen Welt gelten, wie Geld sinnvoll eingesetzt werden kann.
Camping El Volcán
Als die Sonne untergeht, landen wir an, verabschieden uns vom Radfahrer aus Fernost und werfen die Festbeleuchtung an. Zum Glück sind die meisten Autos und Lastwagen bereits abgefahren, als wir uns auf den Weg machen. Die Beschaffenheit der Fahrbahn ist nämlich mehr als bescheiden und die Piste führt mitten durch den dichten Wald des Pumalín Nationalparkes. Es ist stockfinster.
Langsam tasten wir uns voran, Google Maps zeigt uns, wo wir mit einer Kurve zu rechnen haben, und überraschend verlässlich, wo sich das Ziel unserer heutigen Etappe befindet: Der Campingplatz El Volcán.
Im Pumalín Nationalpark ist wie in den meisten (allen?) Nationalparks in Chile wildcampen nicht erlaubt, daher Campingplatz. Außerdem soll El Volcán sehr schön gelegen sein. An der Rezeption ist niemand mehr. Da uns kein Schranken an der Weiterfahrt hindert, hanteln wir uns quasi von Baum zu Baum weiter und parken einfach vor der WC-Anlage, um auf unserer Suche nach einem freien den 12 über ein relativ großes Areal verstreuten Stellplätze niemanden aufzuwecken.
Am Morgen sehen wir, was wir bei Ankunft verpasst haben: Ein Wahnsinnspanorama und ganz viel Platz.

Nach dem Frühstück erklimmen wir den Vulkan Chaitén, worüber wir euch HIER mehr erzählen.
Am Abend finden wir einen ganz wunderbaren Stellplatz. Es ist wirklich nichts los und wir schätzen, dass der Campingplatz nur ca. zur Hälfte ausgelastet ist. Seit 1. März ist außerdem Nebensaison und somit kein Personal mehr anwesend, daher zahlen wir auch keine Stellgebühr. Die Sanitäranlagen werden trotzdem regelmäßig gesaäubert und die Mistkübel geleert.

Cascadas Escondidas
Am nächsten Tag biegen wir in Richtung Caleta Gonzalo ab, um die Wasserfälle Cascadas Escondidas zu besuchen.

Wir parken am gleichnamigen Campingplatz und spazieren dem Bach entlang durch den Wald. Außer uns nur das Wasser, die Vögel, die Bäume. Bald erreichen wir den unteren Wasserfall.


Über hölzerne Leitern und Steige geht es weiter, noch ein bisschen nach oben, zum oberen Wasserfall.


Am Rückweg entscheiden wir uns für einen kleinen Umweg durch einen Alerce-Wald. Die Alerce oder Patagonische Zypresse war während der spanischen Kolonialzeit einerseits ein gefragtes Holz, da es elastisch und sehr leicht ist. Auf der anderen Seite wurden riesige Alerce-Wälder in der Gegend von Puerto Montt und Puerto Varas niedergebrannt, um Weideland für die (deutschen) Siedler zu gewinnen. Heute ist der Handel mit Alerce-Holz aus Gründen des Artenschutzes verboten.


Wir bestaunen die Baumriesen ausgiebig, bis wir wieder unseren Van erreichen. Als wir unsere Beinmuskeln ausdehnen, spricht uns ein Pärchen auf Spanisch an, ob wir sie denn mitnehmen würden. So setzen wir unsere Route in den Ort Chaitén, in dem wir die kommenden zwei Nächte verbringen werden, zu viert fort.
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